Nach unserer Rückkehr aus dem Regenwald, der seinem Namen ja alle Ehre gemacht hat, verbrachten wir die allerletzten Tage unserer Australienreise im tropischen Cairns.
Hier trifft man neben vielen jungen Menschen auf der Suche nach Spass, auch viele Aborigines, so viele, wie wie sonst in keiner Stadt gesehen haben. Leider fristen die meisten von ihnen ein trostloses Dasein als Obdachlose und Alkoholiker. Die Regierung legt zwar in der Theorie grossen Wert auf die Anerkennung der Aborigines und deren Kultur, doch es macht den Anschein, als ob dies kaum einen Einfluss auf das Leben der Menschen hat. Die Situation der indigenen Bevölkerung lässt sich anhand der Arbeitslosenquote verdeutlichen - mit 20% liegt sie etwa 3 mal so hoch, wie die der Durschnittsbevölkerung. Es hat mich sehr betrübt, diese Menschen, denen alles weggenommen wurde, heute immernoch am Rande der Gesellschaft leben müssen.
In Cairns leben auch überdruchschnittlich viele Einwanderer aus Übersee, viele davon stammen aus dem asiatischen Raum. Der Nachtmarkt, wo eine grosse Auswahl an asiatischen Essen angeboten wird, wiederspiegelt die vielfältige Bevölkerung.
Das unbestrittene Highlight unseres Aufenthalts in Cairns, was gleichzeitig auch der letzte grössere Ausflug war, den wir in Australien unternommen haben, war ein Schnorcheltrip ins Great Barrier Reef. Es würde zu lange dauern, alle interessanten Fakten zum Riff in einen ordentlichen Text zu packen, weshalb ich der Einfachheit halber eine kleine Liste zusammengestellt habe, damit ihr euch auch eine Vorstellung machen könnt, weshalb dieses Korallenriff so einzigartig ist:
- das Great Barrier Reef ist das grösste Korallenriff der Welt mit einer Länge von 2300 km
und einer Gesamtfläche von 347.800 km²
- das Riff besteht aus 2900 individuellen Riffen unterschiedlichen Alters und Grösse
- 900 Inseln befinden sich innerhalb des Riffs
- ist der grösste, von Lebewesen geformte Struktur der Welt
- beheimatet über 300 verschiedene Korallenarten, 1500 Fischarten, 5000 Weichtierarten, 500
Seetangarten, 6 Schildkrötenarten, Seekühe, Delphine und Buckelwale
Leider ist diese Liste nur die Hälfte der Wahrheit, denn es gibt eben so viele Fakten zu den Bedrohungen des Riffs, die eine traurige Realität sind, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe. Deshalb hier ein paar weniger schöne, aber mindestens so wichtige Fakten:
- zwischen 1985 und 2012 sind die Hälfte der Korallen im Riff gestorben, erkennbar an ihrer
grauen Farbe, der so genannte Korallenbleiche
- grösste Bedrohung für das empfindliche Ökosystem sind Zyklone, Schleppnetze, zu hoher
Nährstoffgehalt des Wassers als Folge intensiver Landwirtschaft, Tourismus, Übersauerung der
durch hohe CO2-Belastung und Zerstörung durch Dornenkronenseesterne, die sich von Korallen
ernähren
Der anspruchvollste Teil einer Tour ins Riff ist die Auswahl eines guten, umweltbewussten Anbieters, der nicht nur auf Profit aus ist, sondern sich auch um die Erhaltung dieses Naturphänomen kümmert. Nachdem wir uns schliesslich für die Passion of Paradise Tour entschieden haben, mussten wir nur noch auf gutes Wetter hoffen. Das Wetter ist massgeblich dafür verantwortlich, ob ein Schnorcheltrip zum Erfolg oder Reinfall wird, denn windiges oder stürmiges Wetter trübt die Unterwassersicht.
Wie bestellt zeigte sich am Morgen unserer Tour die Sonne das erste Mal seit einer Woche wieder und es konnte losgehen!
Zwei Stunden dauerte die Fahrt mit dem Katamaran ins outer reef, aber langweilig ist es uns dabei nicht geworden, denn die See war immer noch ziemlich rau, sodass wir durch die Wellen ordentlich durchgeschaukelt und nassgespritzt wurden. Und dann, endlich, waren wir beim Riff angelangt und der Anblick, der sich uns bot war unglaublich:
Kurz darauf sind wir mit Schnorchel, Flossen und ganz wichtig, einer Unterwasserkamera ausgerüstet ins glasklare Wasser gehüpft und hatten dann Zeit das Riff auf eigene Faust zu erkunden.
Kaum waren wir etwa 5 Minuten im Wasser haben wir auf dem Grund einen Stachelrochen, stingray genannt, gesehen und wenig später wären wir beinahe an einer grossen Schildkröte vorbeigeschwommen, ohne es zu bemerken. Sie hielt gerade ein Mittagschläfchen und wir konnten ungestört ein paar Fotos machen.
Rochen |
dieser Fisch ist viel viel grösser als er auf dem Bild aussieht! |
Die Vielfalt an Farben und Lebewesen, die uns an diesem Tag begegnet sind, waren unglaublich. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen wunderschönen Ort einmal mit eigenen Augen sehen konnte und es ist eindeutig das Schönste was ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Hoffentlich unternimmt die australische Regierung alles in ihrer Macht stehende, um das Great Barrier Reef in seinem farbenprächtigen Zustand zu bewahren!
Als wir abends im Hostel unsere Koffer gepackt haben für unseren Flug nach Brisbane am nächsten Tag, fühlte es sich immer noch surreal an, was wir alles gesehen haben. Wahrscheinlich werde ich es erst in ein paar Monaten oder Jahren wirklich begreifen...
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