Dienstag, 21. Mai 2013

Ha Long Bay

Die Ha Long Bucht ist das mit Abstand beliebteste Reiseziel in Vietnam und jeder, der es bis hierher geschafft hat, sollte dieses Naturphänomen sehen. Schon in Hanoi gibt es an jedem Ecken Reisebüros, die einem eine Tour zur Ha Long Bay verkaufen wollen, doch die vielen Berichte über schlechte Sicherheit an Bord der Touristenschiffe bewegte uns dazu, einen sehr guten und vertrauenswürdigen Anbieter zu suchen, auch wenn dies wegen der unglaublichen Anzahl der Schiffe nicht einfach war. Wir sind bei Indochina Sails fündig geworden, die eine ziemlich neue Flotte an Schiffen im traditionellen chinesischen Juke Stil betreibt. 
Die Bucht von Ha Long befindet sich im Nordosten Vietnams und erstreckt über ein 1550 km2 grosses Gebiet und beheimatet knapp 2000 Kalksteinfelsen, die wie Skulpturen aus dem Wasser ragen. Entstanden sind diese Formationen als vor nicht allzu langer Zeit, als dieses Karstfelsenplateau im Wasser versunken ist. Der Name Ha Long Bay bedeutet übersetzt "Bucht des abtauchenden Drachens" und zählt zur Zeit etwa 1200 Bewohner die auf den Inseln oder in schwimmenden Dörfern leben. Neben den Kalksteinfelsen gibt es in der Bucht auch zahlreiche Höhlen mit Stalakmiten und Stalaktiten zu bewundern, die sich teilweise gut versteckt im dichten Dschungel befinden. Das Gebiet der Ha Long grenzt an China, das sich weniger als 2 Fahrtstunden nördlich befindet.
Unsere Tour startete in Hanoi, wo wir morgens abgeholt wurden und nach einer dreieinhalb-stündigen Fahrt über eine holprige Strasse die Bucht von Ha Long erreichten. Hier hat uns unser  Guide Ha in Empfang genommen und aufs Schiff gebracht. Im Anschluss kamen wir das erste Mal in Genuss des unglaublich guten Essen an Bord, das besonders den Seafood Begeisterten unter uns sehr geschmeckt hat! Während wir mit gemächlichem Tempo durch die Bucht gefahren sind, konnten wir die unglaubliche Landschaft um uns bewundern. Nach drei Stunden Fahrt sind wir mit dem Kajak ausgerüstet das erste Mal selbst um die Kalksteinfelsen herum gepaddelt. Es war schlicht und einfach der Wahnsinn! 


 

 

 



Ha, der offensichtlich viel Erfahrung hat, führte uns sicher durch das endlos scheinende Felsenlabyrinth an einen Strand, wo wir unsere Kajaks an Land zogen, um dann selbst ins kühle Nass zu hüpfen. Dabei kamen wir schnell mit unseren Mitreisenden aus England, Amerika, Australien, Irland und Schottland ins Gespräch und wir genossen den Ausflug in vollen Zügen. Zurück an Bord der Dragon Pearl II, unserem Schiff, wurden wir mit einem Nachtessen mit Krabben und allerlei sonstigen Meeresfrüchten verwöhnt, die frischer nicht hätten sein können. Diesen schönen ersten Tag in der Bucht von Ha Long liessen wir auf dem Deck des Schiffs ausklingen und haben dabei den interessante Geschichten von Ha zugehört. Es hat mich sehr erstaunt, dass er sich zu uns gesetzt hat und zu erzählen begann, als ob wir uns schon lange gekannt hätten. In Thailand haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Guides zwar sehr freundlich sind, sich aber nach dem Ende des Programms zurückgezogen haben und wir für uns alleine waren. Ha ist nur ein Beispiel für die Herzlichkeit und Offenheit der Vietnamesen, die wir sehr zu schätzen gelernt haben.

 






Der nächste Morgen begrüsste uns mit viel Nebel uns Nieselregen und die Ha Long Bucht sah auf ein Mal sehr mystisch, beinahe märchenhaft aus. Nach dem Morgenessen lichtete sich der Nebel pünktlich zu unserer zweiten Kajakfahrt, die um einiges länger uns anstrengender war als die Erste. Einen grossen Teil der Strecke führte durch ein weniger geschütztes Gebiet am Rande der Bucht, wo die Wellen spürbar grösser waren. Nach etwa 1.5 Stunden kamen wir am Ziel an, einem wunderschöner Strand, umgeben von dicht bewachsenen Kalksteinfelsen.







Für den zweiten Abend an Bord haben sich die Veranstalter etwas ganz Besonderes einfallen lassen:  Dinner in Cave - Nachtessen in einer Höhle! Was schon sehr vielversprechend klang, war das  unbestrittene Highlight der Tour. Wir wurden mit einem kleinen Boot zu einer Insel gefahren, wo ein wunderschön gedeckter Tisch in Mitten einer kerzenbeleuchteten Höhle auf aus gewartet hat. Nach dem Essen hat sich die ganze Crew in Form gesungender Lieder, unter anderem der vietnamesische Nationalnalhymne, bei uns bedankt. Danach sind wir, um eine unbeschreibliche Erfahrung reicher, glücklich auf unser Schiff zurückgekehrt.


eine Junke aus Kürbis, Karotten und Wassermelonen
kunstvoller Baby-Drache
Am Morgen des dritten Tags besuchten wir ein Fischerdorf, das komplett auf dem Wasser schwimmt - ein sehr ungewöhnlicher Anblick. Hier gibt es alles, was man zum Leben braucht: eine Schule, Internetanschluss, einen kleinen Laden und sogar ein Museum. Die Menschen hier haben sich ihrer Umwelt gut angepasst und es scheint für sie das Normalste der Welt zu sein, auf dem Wasser zu leben. Das Dörfchen liegt gut geschützt in einer natürlichen Bucht aus Kalksteinfelsen, sodass die Bewohner mehrheitlich von Stürmen und Wellen geschützt sind. Die Menschen hier leben vor allem von der Fischerei, der Perlenzucht und in jüngerer Zeit auch von Tourismus. Im Fall dieses Fischerdorfes hatte der wachsende Tourismus in der Region bisher einen guten Einfluss. Ha erzählte uns von seinem ersten Besuch im Dorf vor etwa 6 Jahren, als das Wasser voll mit Abfall war und viele Kinder anstatt die Schule zu besuchen, den Eltern bei der Arbeit helfen mussten. Die Firma Indochina Sails hat sich dann diesen Misständen angenommen und half bei der Beseitigung des Abfalls, der Sensibilisierung der Bewohner für den Umweltschutz und unterstützt mit den Einnahmen den Aufbau einer guten Infrastruktur und Schulbildung für alle Kinder des Dorfes. Es war interessant zu sehen, wie Menschen in dieser Umwelt leben, aber es war noch viel besser zu sehen, dass der Tourismus tatsächlich auch Gutes für die Bevölkerung bewirken kann.






 

 

Primarschule
Leider war nach diesem Ausflug unsere Tour schon fast zu Ende und wir hatten während der Rückfahrt zum Hafen das letzte Mal die Möglichkeit die Kalksteinfelsen zu bewundern. 
Nachdem uns Ha alles Gute gewünscht hat und wir uns verabschiedet haben, ging es mit dem Minibus los in Richtung Hanoi. Um die lange und unangenehme Fahrt ein wenig interessanter zu machen, waren wir auf halber Strecke während einer Pause zu einer traditionellen Water-Puppet-Show eingeladen, die vietnamesche Version des Kasperlitheaters. Die Geschichten werden mit Hilfe von kleinen Puppen von Musik begleitet dargestellt und handeln meist vom Leben auf dem Land, dem Reisanbau oder von Drachen und Feen.





Die Rückkehr nach Hanoi war leider alles andere als gemütlich, denn die Zeit reichte gerade um etwas zu Essen bevor wir den Nachtzug nach Sapa nahmen, unser nächstes Ziel in den Bergen Nordvietnams. Während ich im ruckelnden und scheppernden Zug lag und zu schlafen versuchte, war in Gedanken immer noch bei der wunderschönen Ha Long Bay, einem der wohl schönsten Fleckchen Erde auf der Welt.

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