Nach zwei Tagen, die wir in Hobart verbracht
haben, entschlossen wir uns, eine der bekannten Bootsrundfahrten zu machen. Man
hat die Wahl zwischen dem Bruny Island
Cruise und dem Tasman Island Cruise.
Da die Tasman Island mehr
spektakuläre Felsen und Klippen zu bieten hat, haben wir uns dafür entschieden.
Früh morgens ging es in Hobart los, mit dem Bus in
Richtung Tasman Peninsula und Port Arthur, eine ehemalige Strafkolonie,
eine Autostunde östlich von Hobart. Wir fuhren durch ein Gebiet, das wenige
Wochen zuvor noch lichterloh gebrannt hat und die Folgen davon waren überall
deutlich zu sehen. Häuser, von denen nur noch die Grundmauern uns das
Bettgestell überlebt haben, blutrot gefärbte Blätter an den Bäumen und menschenleere Gebiete,..
Der Busfahrer, der selbst in dieser Gegend wohnt, hat
uns erzählt, wie sehr das Feuer das Leben der Menschen dort auf den Kopf
gestellt hat. Viele haben ihr Haus verloren und wir sahen einige, die noch
immer in Zelten wohnen müssen.
Nach diesem traurigen Anblick erreichten wir
bald schon die türkisblaue Küste und dann ging es los mit dem boatcruise. Wir hatten aber nicht
irgendeine Bootstour gebucht, sondern eine adventour
boatcruise und Abendteuer haben wir
wirklich auch bekommen. Das Boot war ein kleines speedboat, das höchstens Platz für etwa 30 Leute hatte und mit etwa
3x300 PS starken Aussenbordmotor über die riesigen Wellen des offenen, arktischen
Meers raste... Das tönt viel weniger spektakulär als es in Wirklichkeit war.
Bevor wir ablegten, verteilte Ben, einer der beiden Guides auf dem Boot,
Ingwertabletten, die Übelkeit bei hohem Wellengang verhindern soll. Bei mir hat
es gewirkt, aber bei einer anderen Frau anscheinend nicht. Die Wellen waren an
diesem Tag nicht übermässig gross, hat Ben gesagt, aber trotzdem wurden wir
durch die Geschwindigkeit unseres Boots regelmässig ziemlich heftig
durchgeschüttelt. Am Anfang war es mir ein bisschen mulmig im Magen, hat man sich
erst einmal ans Schaukeln gewöhnt, macht es dann unglaublich Spass!
Die
Bootsfahrt dauerte 3 Stunden, während dessen wir die zerklüftete Küste der Tasman Peninsula vom Wasser aus
betrachten konnten. Zuerst kamen wir an einigen grossen Höhlen vorbei, die bei
Ebbe sogar mit dem Boot befahren werden können, zu dem Zeitpunkt aber nicht
zugänglich waren. Danach brausten wir weiter übers glasklare, türkisblaue und
eiskalte Meer weiter südlich zu einer Steinformation im Wasser, die sich the candlestick nennt, also eine Kerze.
Wie eine Kerze ragt dieser Fels 70 Meter hoch aus dem Wasser. Ein Paradies für
Kletterer, die an diesem Tag allerdings nicht anzutreffen waren. Unsere Guides
schipperten uns sicher übers Meer, legten zahlreiche Stops ein um uns viel
Wissenswertes über die Felsen, deren Entstehung, das Meer und seine Bewohner zu
erzählen. Als wir gerade unterwegs waren, kam die junge Frau, die auch als
Guide mit auf dem Boot war, auf uns zu und sagte: Sin dir au us dr Schwyz? Unglaublich, aber wir haben tatsächlich
eine Schweizerin als Guide auf einem Tourboot am südlichsten Ende der Welt
angetroffen.
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the candlestick |
Mit dem kleinen Boot fuhren wir immer weiter südlich,
bis Ben verkündete: last land before Antarctica.
Die Spitze der Insel war erreicht, ca. 1 km weiter aussen im Meer endet die
Kontinentalplatte Tasmaniens und dort nimmt die Meerestiefe rdann rapide zu.
Wir waren buchstäblich on the edge,
am Ende der Welt, angelangt. Während
dieser 3 Stunden hatten wir auch Gelegenheit wilde New Zealand Fur Seals Kolonien, Kormorane, Albatrosse und eine
riesige Qualle zu betrachten.
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südlichster Punkt der Tasman Island |
Danach war es Zeit in Richtung Port Arthur aufzubrechen, wo wir am Nachmittag eine Sightseeing
Tour gemacht haben. Da wir uns immer noch über den unglaublich langweiligen
Nachmittag aufregen, werde ich es nur kurz zusammenfassen: Wir wurden 3 Stunden
lang über die Insel gefahren und gingen eine Schokoladenfabrik (igitt, die
wissen nicht was richtige Schoggi ist) besichtigen, die eigentlich nur aus
einem: „Hallo, das ist eine Schokoladenfabrik, ihr könnt unsere Schokolade hier
kaufen – und ach ja, hier haben wir noch eine Sammlung alter Werkzeuge, die ihr
anschauen könnt“ bestand. Das war sehr merkwürdig. Wir haben uns schon gefreut,
diesen Teil hinter uns gebracht zu haben, als der Busfahrer meinte, dass wir
die painted cliffs, die wir unbedingt
sehen wollten, nicht besuchen können, weil es gerade tigersnakes in dieser Gegend habe. Dafür würde er uns eine
Kirschfarm zeigen... Wow, toll! Wir waren ziemlich enttäuscht, aber die beiden
Studentinnen aus Wagga Wagga (bei
Melbourne) waren von der Schokolade und den Kirschen hell begeistert.
Kurz gesagt: der erste Teil des Tages war
unvergesslich, ein Erlebnis, das an das ich mich bestimmt immer erinnern werde,
der zweite Teil zum vergessen.
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Port Arthur Historical Site |
Am Abend kamen wir müde aber glücklich im Hobart an
und mussten unsere sieben Sachen packen, denn am nächsten Tag fuhren wir mit
dem Bus früh am Morgen nach Queenstown. Diese
Stadt war der Ausgangspunkt unserer West-Tasmanien Reise.