Donnerstag, 28. Februar 2013

Strahan

Strahan ist ein kleines Städchen mit weniger als 700 Einwohnern, aber mindestens 10x mehr Touristen. Das Besondere an Strahan ist seine Lage im Westen Tasmaniens, ein Gebiet das die Natur im Griff hat, nicht der Mensch. Das Wetter hier kann innerhalb weniger Minuten umschlagen und es ist ratsam sich für Sonnenschein, Wind, Regen und Kälte auszurüsten. An unserem Ankunftstag hatten wir allerdings das Wetterglück auf unserer Seite und nutzen dies für eine Velotour zum 33 km langen Ocean Beach aus. Ausgerüstet mit Kamera, Stativ und einer Flasche Wein genossen wir den spektakulären Sonnenuntergang! 
















Zum Glück sind wir nach Sonnenuntergang gleich zurück geradelt, es hat gerade noch gereicht um nicht im Dunkeln fahren zu müssen. Ein wenig haben wir die Leute mit den Campervans beneidet, die am Ocean Beach übernachten konnten... 
Am nächsten Tag war schon wieder eine Bootsfahrt angesagt, mit der wir den wunderschönen Gordon River erkundeten, der zum UNESCO Welterbe zählt. Das Wasser hier ist von so guter Qualität, dass man es trinken kann, auch wenn es vom Tannin etwas braun gefärbt ist. Wie immer in Tasmanien war das Wetter sehr unbeständig und leider erwischten wir einen windigen und regnerischen Tag. Trotzdem war die Tour sehr spannend und informativ. Diese Bootsfahrten werden von einem Familienbetrieb geführt und die Besatzung war äusserst freundlich - wir durften sogar in den Steuerraum des Kaptiäns und ihm bei der Arbeit über die Schultern schauen. Er hat uns sicher durch Hell's Gate und die Roaring Forties geschippert - keine leichte Arbeit bei einem so grossen Boot und vielen Felsen unter Wasser. Hells's Gate bekam seinen Namen von den Insassen ehemaligen Strafkolonie auf Sarah Island: das Tor zur Hölle. Sarah Island war auf eine traurige Art berühmt, das schlimmste Gefängnis im Van-Diemens-Land (heute Tasmanien) zu sein. Wir legten auf Sarah Island an und hatten die Möglichkeit, eine geführte Tour mit einer Schauspielerin/Tourguide zu machen. Sie erzählte auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise einige Geschichten, die sich auf der Insel abgespielt hatten. Heute noch kann man die Ruinen verschiedener Bauwerke sehen. 


Hell's Gate
eine Fischfarm

Ruinen auf Sarah Island


Flusslauf des Gordon Rivers


Das eigentliche Highlight des Tages war aber das unschlagbar gute und reichhaltige Mittagsbuffet auf dem Schiff: geräucherter tasmanischer Lachs, tasmanischer Käse und Fleisch en masse! Wir waren begeistert! 
Die letzte Station der Bootstour war Heritage Landing, wo wir einen Spaziergang durch einen wunderschönen, dicht bewachsenen Regenwald gemacht haben.






Kurz gesagt: der Tag war trotz des Wetters ein voller Erfolg! 
Am letzten Tag in Strahan unternahmen wir einen Spaziergang zu einem Wasserfall in der Nähe von Strahan, der zu den 60 great short walks in Tasmania gehört. Auch hier wächst der kühle Regenwald, der allerdings etwas anders aussieht.







Von Strahan aus führte unser Weg mit dem Bus am nächsten Morgen in den Cradle Mountain National Park.

Montag, 25. Februar 2013

Queenstown / Western Wilderness Heritage Area

Am nächsten Tag ging es schon früh los und wir mussten zuerst einmal mit unseren beiden Rucksäcken, Essen, etc im Regen zum Bus Terminal laufen. Der Bus fuhr pünktlich los und ich war schon bald eingenickt, denn die Landschaft, die aussen am Fenster vorbeizog war mindestens so trostlos wie das Wetter an diesem Tag. Diese Gegend wird als midlands bezeichnet und wurde von den ersten europäischen Siedlern beinahe komplett abgeholzt, so dass sich heute Felder und brach liegende Landschaft abwechseln. Die Abholzung betrifft grosse Teile Zentraltasmaniens und ist deswegen auch spärlich bewohnt und auch kein Ziel für Touristen. Zu Beginn dachten wir, Tasmanien sei sehr klein und wir würden wahrscheinlich nicht mehr als 1 Stunde im Bus verbringen bis Queenstown, doch wir haben gewaltig geirrt. Tasmanien ist im Vergleich mit dem australischen Festland tatsächlich sehr klein, aber immer noch einiges grösser als die Schweiz. Bis Queenstown waren wir (ohne Pause) ca. 3- 3.5 Stunden unterwegs, wobei wir auf dem Weg z.B im Lake St. Clair National Park Visitors Centre einen 1 stündigen Stopp einlegten und den Bus wechseln mussten. Vom Visitors Centre aus ging es weiter in einem rumpeligen Minibus durch die wunderschöne Landschaft rund um den Nationalpark. Einige Kilometer vor der Stadt ändert sich das Landschaftsbild aber dramatisch: der schöne Eukalyptuswald weicht einer riesigen, abgeholzten und der Mondoberfläche nicht unähnlichen Einöde, die sich bis zur Stadt den Berg hinunter zieht. Diese Fläche wurde in den besten Jahres der Stadt, die lange vorüber sind, intensiv zur Kupfer und Goldgewinnung genutzt, deren Folgen heute noch sichtbar sind. Auch die Stadt selbst machte an diesem verregneten und trüben Nachmittag keinen sympathischen Eindruck. Nichts verkörpert die Blütezeit der Stadt, in den 1920er Jahren, und der tiefe Fall danach besser als das Empire Hotel. Dieses ehemalige Grand-Hotel ist von aussen prächtig anzusehen, im traditionell englischen Stil gebaut und auch die gewaltige Akazienholztreppe im Eingangsbereich zeigt, wie gut es um dieses Hotel und diese Stadt einmal gestanden ist. Beim Betreten des Hotels fällt aber schnell auf, dass hier schon ewig nicht mehr renoviert worden ist und die Besitzerin des Hotels sah auch nicht gerade glücklich aus. Wir waren zum Glück nur eine Nacht dort, denn am nächsten Morgen nahmen wir den Western Wilderness Heritage Railway, ein Züglein, das Queenstown mit Strahan verbindet und noch immer mit der original Dampflokomotive fährt. Die Fahrt dauert 4 Stunden (bei etwa 10 km/h) und man bekommt unterwegs zahlreiche Informationen zur Geschichte dieser Bahnstrecke. Sie führt teilweise direkt durch den Regenwald und bietet spektakuläre Eukalyptusbäume, riesige Farne, Moos und heimischen Bäume wie leatherwood tree, sassafras, huon pine, king billy pine, celery top pine und andere. Im Westen Tasmaniens gibt es die letzten grösseren Regenwälder der gemässigten Breitengrade. Ein kleiner Spaziergang hat mein Verständnis von Regenwälder komplett verändert, denn bis dahin wusste ich nicht einmal, dass diese ausserhalb der tropischen Breitengrade vorkommen. Da einige Abschnitte der Bahnlinie relativ steil sind und früher mit der Eisenbahn Holz und Kupfer in grossen Mengen nach Queenstown/Strahan geliefert wurden, hat man einen Teil der Strecke als Zahnradbahn gebaut. Dies scheint in Australien viel weniger verbreitet zu sein als bei uns und war für die australischen Touristen ein Highlight. Beim Betrachten der Bilder fällt wahrscheinlich als erstes die braune Färbung des Flusses auf. Diese Färbung stammt von den Kupferabfällen, die früher im Fluss entsorgt wurden aber auch ohne Rückstände wäre das Wasser (wie fast überall in Tasmanien) eher teebraun als blau. Diese Färbung heisst nicht etwa, dass der Fluss verschmutz ist – im Gegenteil: Tasmanien hat das sauberste Wasser und die sauberste Luft der Welt – die Färbung kommt von den Wurzeln der einheimischen Bäume. Nach 4 Stunden Zugfahrt kamen wir in Strahan an, dem einzigen grösseren Ort an der wilden und regenreichen Westküste Tasmaniens. 

hier gab es vor etwa 150 Jahren einen regelrechten Goldrausch
wie in alten Zeiten...






cool- themperature rainforest
 
ein riesiger fern tree

P.s: Entschuldigt die komische Darstellung der letzten Einträge. Keine Ahnung, was da mit der Schrift passiert ist... 

Sonntag, 24. Februar 2013

Tasman Island

Nach zwei Tagen, die wir in Hobart verbracht haben, entschlossen wir uns, eine der bekannten Bootsrundfahrten zu machen. Man hat die Wahl zwischen dem Bruny Island Cruise und dem Tasman Island Cruise. Da die Tasman Island mehr spektakuläre Felsen und Klippen zu bieten hat, haben wir uns dafür entschieden.
Früh morgens ging es in Hobart los, mit dem Bus in Richtung Tasman Peninsula und Port Arthur, eine ehemalige Strafkolonie, eine Autostunde östlich von Hobart. Wir fuhren durch ein Gebiet, das wenige Wochen zuvor noch lichterloh gebrannt hat und die Folgen davon waren überall deutlich zu sehen. Häuser, von denen nur noch die Grundmauern uns das Bettgestell überlebt haben, blutrot gefärbte Blätter an den Bäumen und menschenleere Gebiete,.. 
Der Busfahrer, der selbst in dieser Gegend wohnt, hat uns erzählt, wie sehr das Feuer das Leben der Menschen dort auf den Kopf gestellt hat. Viele haben ihr Haus verloren und wir sahen einige, die noch immer in Zelten wohnen müssen. 

  
Nach diesem traurigen Anblick erreichten wir bald schon die türkisblaue Küste und dann ging es los mit dem boatcruise. Wir hatten aber nicht irgendeine Bootstour gebucht, sondern eine adventour boatcruise und Abendteuer haben wir wirklich auch bekommen. Das Boot war ein kleines speedboat, das höchstens Platz für etwa 30 Leute hatte und mit etwa 3x300 PS starken Aussenbordmotor über die riesigen Wellen des offenen, arktischen Meers raste... Das tönt viel weniger spektakulär als es in Wirklichkeit war. Bevor wir ablegten, verteilte Ben, einer der beiden Guides auf dem Boot, Ingwertabletten, die Übelkeit bei hohem Wellengang verhindern soll. Bei mir hat es gewirkt, aber bei einer anderen Frau anscheinend nicht. Die Wellen waren an diesem Tag nicht übermässig gross, hat Ben gesagt, aber trotzdem wurden wir durch die Geschwindigkeit unseres Boots regelmässig ziemlich heftig durchgeschüttelt. Am Anfang war es mir ein bisschen mulmig im Magen, hat man sich erst einmal ans Schaukeln gewöhnt, macht es dann unglaublich Spass!




Die Bootsfahrt dauerte 3 Stunden, während dessen wir die zerklüftete Küste der Tasman Peninsula vom Wasser aus betrachten konnten. Zuerst kamen wir an einigen grossen Höhlen vorbei, die bei Ebbe sogar mit dem Boot befahren werden können, zu dem Zeitpunkt aber nicht zugänglich waren. Danach brausten wir weiter übers glasklare, türkisblaue und eiskalte Meer weiter südlich zu einer Steinformation im Wasser, die sich the candlestick nennt, also eine Kerze. Wie eine Kerze ragt dieser Fels 70 Meter hoch aus dem Wasser. Ein Paradies für Kletterer, die an diesem Tag allerdings nicht anzutreffen waren. Unsere Guides schipperten uns sicher übers Meer, legten zahlreiche Stops ein um uns viel Wissenswertes über die Felsen, deren Entstehung, das Meer und seine Bewohner zu erzählen. Als wir gerade unterwegs waren, kam die junge Frau, die auch als Guide mit auf dem Boot war, auf uns zu und sagte: Sin dir au us dr Schwyz? Unglaublich, aber wir haben tatsächlich eine Schweizerin als Guide auf einem Tourboot am südlichsten Ende der Welt angetroffen.





the candlestick


Mit dem kleinen Boot fuhren wir immer weiter südlich, bis Ben verkündete: last land before Antarctica. Die Spitze der Insel war erreicht, ca. 1 km weiter aussen im Meer endet die Kontinentalplatte Tasmaniens und dort nimmt die Meerestiefe rdann rapide zu. Wir waren buchstäblich on the edge, am Ende der Welt, angelangt.  Während dieser 3 Stunden hatten wir auch Gelegenheit wilde New Zealand Fur Seals Kolonien, Kormorane, Albatrosse und eine riesige Qualle zu betrachten. 








südlichster Punkt der Tasman Island




Danach war es Zeit in Richtung Port Arthur aufzubrechen, wo wir am Nachmittag eine Sightseeing Tour gemacht haben. Da wir uns immer noch über den unglaublich langweiligen Nachmittag aufregen, werde ich es nur kurz zusammenfassen: Wir wurden 3 Stunden lang über die Insel gefahren und gingen eine Schokoladenfabrik (igitt, die wissen nicht was richtige Schoggi ist) besichtigen, die eigentlich nur aus einem: „Hallo, das ist eine Schokoladenfabrik, ihr könnt unsere Schokolade hier kaufen – und ach ja, hier haben wir noch eine Sammlung alter Werkzeuge, die ihr anschauen könnt“ bestand. Das war sehr merkwürdig. Wir haben uns schon gefreut, diesen Teil hinter uns gebracht zu haben, als der Busfahrer meinte, dass wir die painted cliffs, die wir unbedingt sehen wollten, nicht besuchen können, weil es gerade tigersnakes in dieser Gegend habe. Dafür würde er uns eine Kirschfarm zeigen... Wow, toll! Wir waren ziemlich enttäuscht, aber die beiden Studentinnen aus Wagga Wagga (bei Melbourne) waren von der Schokolade und den Kirschen hell begeistert.
Kurz gesagt: der erste Teil des Tages war unvergesslich, ein Erlebnis, das an das ich mich bestimmt immer erinnern werde, der zweite Teil zum vergessen. 

Port Arthur Historical Site





 
Am Abend kamen wir müde aber glücklich im Hobart an und mussten unsere sieben Sachen packen, denn am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus früh am Morgen nach Queenstown. Diese Stadt war der Ausgangspunkt unserer West-Tasmanien Reise.