Donnerstag, 7. Februar 2013

Grampians National Park

Nach 10 wunderbaren Tagen in south Australia haben wir in Adelaide den Greyhound/Firefly/VLine Bus genommen und sind in Richtung Osten gefahren. Unser Ziel: der Grampians National Park im Bundesstaat Victoria. Wenn man in Australien auf den ÖV angewiesen ist, ist der Plan theoretisch immer ganz einfach, in Wirklichkeit aber oft sehr mühsam und kompliziert. Ganau so war es auch dann: den Bus von Adelaide nach Stawell nehmen und von dort mit dem Regionalbus weiter in die Grampians. Das geht schon aber: der Bus fährt in Adelaide um 8 Uhr abends und kommt dann um 6 Uhr morgens in Melbourne an. Stawell liegt genau dazwischen und das bedeuted, dass der Bus um 3 Uhr morgens dort Halt macht. Super, oder? Das nächste Problem war eine Unterkunft um 3 Uhr morgens in einem winzigen, verschlafenen Ort wie Stawell zu finden. Zum Glück hat der nette Besitzer eines Motels eingewilligt, uns die Zimmertür offen zu lassen. Wir kamen also um 3 Uhr morgens mit Sack und Pack im Nirgendwo an und waren froh ein weiches Bett vorzufinden, wo wir noch ein Bisschen schlafen konnten. Um 12 Uhr mittags, nach einem Spaziergang durch Stawell, das bei Tag genau so verschlafen ist wie nachts, fuhr der Bus nach Hall's Gap, der grössten Ortschaft im Grampians National Park. Die Grampians sind ein zurecht bekanntes und beliebtes Gebiet für Wanderer und Camper, was leider zur Folge hat, dass die Preise für Nahrungsmittel (im Supermarket) extrem hoch sind. Das war aber auch alles worüber wir uns beklagen konnten, denn die Landschaft und Berge sind wirklich atemberaubend schön.
Am ersten Tag wollten wir uns im Visitors Centre und im Culture Centre  informieren, welche Wanderung für uns in Frage kommen. Schnell wurde uns klar, dass ohne Auto eigentlich nur etwas in Frage kommt, wenn man etwas mehr als einen short walk (30 Minuten Spaziergang) machen möchte.
Ein overnight hike! Aber auch dafür mussten wir zuerst zum Ausgangspunkt der Wanderung ca. 15 km ausserhalb von Hall's Gap gelangen. Unsere einzige Möglichkeit war Autostopp zu machen. Wir haben uns entschieden dieses Risiko einzugehen, da es einige Male zuvor gut geklappt hat.
Eine grosse Wanderung (insgesamt ca 30 -35 km) mit Übernachtung bedarfte einiger Planung: Essen und Wasser (gibt es nirgendwo unterwegs) einkaufen, sich im Visitors Centre registieren, packen etc... Danach ging es endlich los, mit je ca. 15 kg auf dem Rücken waren wir bereit für die Wanderung und standen schon morgens um 8 Uhr auf der Strasse um jemanden zu finden, der uns zum Jimmy Creek Carpark bringt, wo die Wanderung startete. Nach ca. einer halben Stunde hat ein Nepalese, der in einer Goldmine arbeitet, angehalten und uns mitgenommen, obwohl er eigentlich in die andere Richtung hätte fahren müssen.

Der Beginn der Wanderung führte uns durch flache Wälder, wo vor nicht langer Zeit offensichtlich ein Feuer gewütet hat. Wir sind buchstäblich auf Asche gelaufen, aber die Bäume hatten schon wieder grüne Triebe und dies ergab eine recht interessante Kombination.


Nach wenigen Minuten habe ich bemerkt, dass meine Trekkingschuhe am Fersen zimlich drücken und dass sie viel zu eng sind. Da ich bei unserer Wanderung in Thailand keinerlei Probleme hatte, war die einzige Erklärung dafür, dass die Schuhe beim Trocknen nach unserem Höhlenabendteuer (siehe Khao Sok National Park Blog-Eintrag) eingegangen sind. Nicht nur ein wenig, sondern so dass mir die Füsse von Anfang an wehtaten. Ich entschied mich trotzdem weiter zu gehen und zum Glück nahm Flo mir den grössten Teil meiner Wasserflaschen ab, sodass ich wenigstens nicht allzu viel schleppen musste. Totzdem hatte ich schon nach 3h einige Blasen an den Füssen...
typische "Wellenform" der Grampians

Nach der ersten Etappe wurde der Weg rasch steil, steiler, am steilsten, bis wir schliesslich über Felswände kletterten. Wir fanden uns bald auf einer Gratwanderung wieder, wo der steinige und schmale Weg auf beiden Seiten von steilen Felswänden gesäumt wurde. Dieser Teil der Wanderung war sehr anstrengend und es wunderte uns sehr, dass wir nicht darauf aufmerksam gemacht wurden. Im Normfall nehmen die Australier health & safety sehr ernst. Das bedeutet, dass bei JEDER Gelegenheit vor JEGLICHER Gefahr, egal wie unwahrscheinlich die auch sein mag, gewarnt wird. Umso erstaunlicher, dass kein Wort darüber verloren wurde, wie anspruchsvoll diese Wanderung ist.
Wir haben die unglaubliche Aussicht dennoch sehr genossen.


zwischen diesen Felsen sind wir hochgeklettert

Nach etwa 8 Stunden wandern kamen wir ziemlich erschöpft an unserem Zeltplatz an, wo wir den ersten Wanderen begegneten, seit wir losmarschiert sind. Auf einem winzigen Gaskocher haben wir dann Dosensuppe gekocht und den wunderschönen Sonnenuntergang gesehen. Dann zog es uns bald  ins Zelt, da es in den Bergen oben sehr kühl wird.

unser Zeltplatz in der Wildniss
















Am nächsten Morgen standen wir rechtzeitig auf und nachdem wir unser Zelt abgebaut hatten und unsere sieben Sachen gepackt hatten, nahmen wir die nächste Etappe unserer Wanderung in Angriff.
Das Ziel: Mount William, der höchste Berg in Western Victoria. Da wir den Gipfel des Berges schon sahen, dachten wir, dass die Wanderung gar nicht mehr allzu lange dauern würde, aber wir haben uns getäuscht, denn um den Gipfel zu erreichen, führt der Weg zuerst steil den Berg hinunter und dann auf der anderen Seite den Hang des Mount Williams hinauf. Wir waren teilweise wieder eher am klettern als am wandern, aber 3 Stunden später hatten wir es geschafft! Was für ein Ausblick!!
Das wohlverdiente Mittagessen gab es dann auf dem Gipfel hoch über den Grampians. Da vergass ich beinahe, dass ich solche Schmerzen an den Füssen hatte wegen den riesigen Blasen.




der Weg zwischen  Zeltplatz und Mt William
Aussichtsplattform auf dem Mt William

Die Aussicht beim Mittagessen




Danach ging es erst einmal bergab in Richtung Sheep Hill Carpark, wo unsere Wanderung endete. Dieser letzte Teil der Wanderung wäre eigentlich ein sehr angenehmes Stück gewesen, nicht sehr anstengend aber nach dem Mittagessen wollte ich meine Trekkingschuhe wieder anziehen und musste feststellen, dass ich keinen Schritt mehr laufen konnte in diesen Schuhen. Die einzigen anderen Schuhe, die ich dabei hatte, waren Flip Flops. Also habe ich meine Füsse eingebunden und bin dann in Flip Flops ca 3 Stunden über Stock und Stein ins Tag gewandert. Über eine kleine Brücke erreichten wir dann den Sheep Hill Carpark, wo wir um 6 Uhr abends, etwa 30 Minuten früher als geplant, ankamen. Wir waren froh nach dieser anstrengenden Wanderung endlich wieder in der Zivilisation zu sein und bald eine warme Dusche zu nehmen und uns etwas richtig leckers zu kochen... Zivilisation? Warme Dusche? Essen? Von wegen! Zuerst mussten wir jemanden finden, der uns nach Hall's Gap (ca. 8km) mitnimmt. Es hat sich herausgestellt, dass diese Strasse nicht viel befahren ist und zuerst im 10 Minuten, dann 15 Minuten und dann nur noch im 30 Minutentakt ein Auto vorbei fuhr. Die meisten waren Touristen mit ihren Familien im vollbepackten Auto. Keine Chance auf eine Mitfahrgelegenheit. Um 8 Uhr sassen wir immernoch am selben Ort am Strassenrand und ich begann zu verzweifeln. Um 9 Uhr wird es dunkel und wir hatten zwei Möglichkeiten: weiter warten und dann riskieren, dass wir unser Zelt im dunklen Wald aufstellen müssen (ohne Campingplatz) oder losmarschieren und nach ca. 2 Stunden auch im Dunkeln beim nächsten Zeltplatz anzukommen.Dass es so schwierig wird, jemanden zu finden und dass wir evtl. eine zweite Nacht im Zelt verbringen müssen, hätten wir nie gedacht. Also sind wir aufgestanden und losmarschiert. Sehr wiederwillig, denn wir waren erschöpft, müde und hungrig. Nach 5 Minuten fuhr ein Auto vorbei und wir versuchten sie mit (fast) allen Mitteln dazu zu überreden, uns mitzunehemen. Die chinesische Familie war freundlich und hilfsbereit, sie haben sich sogar für uns auf den hinteren Sitzen zusammengequetscht.Um 8.45 waren wir endlich zurück in Hall's Gap! Unglaublich froh, dass wir es noch geschafft haben, freuten wir uns auf die warme Dusche, leckere Pasta und ein weiches Bett. Ende gut, alles gut.
(An diesem Aben haben beschlossen, nie wieder Autostopp zu machen)

In den Grampians gibt es sehr viel zu sehen, wenn man ein Auto hat, oder wie in unserem Fall jemanden kennenlernt, der so nett ist und uns mitnimmt. Nach einem Tag Erholung besuchten wir dann the Pinnacle, eine bekannte Aussichtsplattform in den Grampians.
Vielen Dank nochmals für die Mitfahrgelegenheit:)

der "Grand Canyon" der Grampians








Der Grampians National Park hat uns wahnsinnig gut gefallen aber die Wanderung hat uns auch einiges abverlangt. Zufrieden und mit nur noch wenig Muskelkater in den Beinen nahmen wir am nächsten Tag den Bus zurück nach Stawell, wo wir am nächsten Morgen um 3 Uhr den Bus nach Melbourne nahmen. Um 6 Uhr morgens begann dann dort unser nächstes Abendeuter.

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