Cairns war der nächste Halt auf unserer Reiseroute, doch mussten wir uns noch ein wenig gedulden, die Stadt selbst zu sehen. Nach unserer Ankunft in Cairns übernachteten wir nur einmal dort, um am nächsten Morgen früh weiter zum nördlichsten Punkt unserer Australienreise zu fahren - Cape Tribulation, das vom Daintree Rainforest umgeben ist. Der Daintree ist nicht nur wegen seiner einzigartigen Schönheit bekannt, sondern zeichnet sich vor allem auch durch eine schier unglaubliche Artenvielfalt aus. Hier finden sich auf "nur" 725km2 etwa 30% aller australischer Säugetierarten, 65% der Schmetterlinge und Fledermäuse, 13 verschiedene Regenwaldtypen und 700 Pflanzenarten, die nur in diesem Gebiet wachsen. Ausserdem existiert kein anderer Ort auf der Welt, wo zwei UNESCO world heritage areas aneinander grenzen: am Cape Tribulation treffen sich das Great Barrier Reef und der Daintree Rainforest!
Wir freuten uns sehr auf die bevorstehenden drei Tage im Regenwald, von denen wir den ersten mit einer geführten Tour verbracht haben und zwei Tage, an denen wir Cape Tribulation und Umgebung auf eigene Faust erkunden wollten. Morgens ging es los mit einer wunderschönen Fahrt dem Captain Cook Highway entlang bis nach Port Douglas, wo wir (schon wieder) ein wildlife habitat besuchten.
Dieses unterschied sich aber sehr von dem in Townsville und wir konnten frei herumfliegende Vögel beobachten, die teilweise nur wenige Millimeter über unsere Köpfe geflogen sind. Auch der southern Cassowary, ein dort einheimischer Laufvogel, dem Strauss nicht unähnlich, der heute aber durch vermehrten Zuckerrohranbau in der Region bedroht wird. Im Habitat leben auch einige seltene Wallaby Arten, darunter das extrem seltene tree kangroo, eine skurrile Mischung aus Affe und Kangaroo.
Ausblick vom captain cook highway |
southern cassowary |
water Dragon |
Nach diesem sehr informativen Zwischenhalt ging es weiter der Küste bis wir den Daintree Fluss erreicht haben, wo wir in ein Schiff gestiegen sind und die nächste Stunde lang die wunderschöne Landschaft um uns genossen haben. Aber dieser Flussfahrt war anders als alle anderen, die ich in meinen Leben gemacht habe, denn in diesem Fluss leben duzende Salzwasserkrokodile! Geduldig spähten wir ins Wasser, um vielleicht eines zu entdecken. Die grossen Tiere schienen sich sehr gut versteckt zu haben an diesem Vormittag, doch wir haben einige kleine Krokodile am Ufer gesehen. Sie haben in den ersten zwei Lebensjahren eine Überlebenschance von etwa 2% und verbringen deshalb die meiste Zeit gut getarnt auf einem Ast, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Baby-Krokodil |
Da der Regenwald mit nassen Blättern sowieso viel schöner anzusehen ist, hat uns der Regen nichts ausgemacht. Ein kurzer Spaziergang durch den Regenwald gab uns die Möglichkeit einige interessante Dinge zu lernen und zu sehen. Besonders beeindruckend war ein alter Baum, der einmal von Lianenartigen Pflanzen eingewickelt worden ist, die nach dem Absterben des Baumstamms erhalten geblieben sind und jetzt eine Baumstammhülle bilden, die eher wie Kunst, als wie ein Baum aussehen. Angeblich waren diese Bäume, die es in dieser Form nur hier zu sehen gibt, sogar Inspiration für James Cameron, der auf der Suche nach Ideen für seinen Film Avatar den Daintree besucht hat.
Nachdem wir etwa 20 Minuten im Regenwald unterwegs waren, bemerkten wir, dass sich die Landschaft um uns herum urplötzlich geändert hat und Mangrovenwälder haben den Regenwald abgelöst.
traurig aber wahr, Autos sind die grösste Gefahr für die cassowaries |
Am späteren Nachmittag sind wir bei strömendem Regen in unserer Unterkunft am Cape Tribulation angekommen. Dieses Dörfchen besteht nur gerade aus zwei Jugendherbergen, einem Café und einem grocery store - ansonsten ist hier tote Hose. Unsere Unterkunft befand sich direkt am Strand und trotzdem mitten im Regenwald! Wir haben auf rasche Wetterbesserung gehofft, doch es kam noch schlimmer. Gegen Abend verwandelte sich der Regen in eine Sintflut und alle Wege und Strassen waren plötzlich Bäche. Unsere letzte Hoffnung, der Wetterbericht, hat uns dann zur Entscheidung gebracht, bereits am nächsten Tag zurück nach Cairns zu fahren, denn es sollte im selben Stil weiterregnen. Der nächste Morgen brachte Regen, Regen und noch mehr Regen! Um uns die Zeit zu vertreiben, sind wir an die Bar gesessen und haben mit allen anderen darauf gewartet, um 4 Uhr abgeholt zu werden. Doch um 12 Uhr kam ein Telefon und wir wurden darüber informiert, dass der Bus nicht kommen wird, da die Brücke über den Daintree River überflutet ist und dies der einzige Weg nach Cape Tribulation ist. Unser Wetterglück, das wir bisher auf der Reise gehabt haben, war also ein für alle mal vorbei und wir stellten uns schon sehr widerwillig auf weitere 24 Stunden ein, die wir mit warten verbringen mussten. Kurz nach 4 Uhr kam dann der erlösende Anruf: der Bus kommt doch! Viel später als geplant, um halb 6 Uhr, sind wir dann endlich losgefahren und kamen am späten Abend totmüde in Cairns an. Dort hatten wir insgesamt noch 5 Tage Zeit, vor unserem Flug zurück nach Brisbane.